Freitag, 7. Dezember 2007

Verpflichtung zur Kür

Wieder eine Firma in des Sand gesetzt. Das traditionsreiche österreichische Flugzeugunternehmen XYZ ist an internen Schwierigkeiten zugrunde gegangen. Das wären wohl die Headlines, wäre das betreibswirtschaftlichen Planspiel - welches wir heute zu zwöft im net culture lab gespielt haben real. Unter fachgerechter Spielleitung zweier Betreibswirte musste das Team 24 Papierflieger pro 15 Minuten an eine Kundin ausliefern. Eigentlich kein Problem, wenn da nicht anfängliche Lieferschwierigkeiten des Papierzulieferes sowie das völlige Fehlen von nichtgebundenen Geldmitteln gewesen wäre. So ist Mangels gelieferten Rohstoffen (konnten nicht mehr eingekauft werden, da kein Geld dafür da) und betriebsinternen steinzeitlicher Logistik - die jeweils immer eine komplette Vierteljahresproduktion eingelagert hat, bevor diese am Stück verkauft wurde - schnell die Produktion stillgestanden. Das engagierte Personal hat praktisch sofort auf Notbetrieb umgeschalten, und Innovationen (neue Lackierungen, neue Modelle, Produkte in anderen Sparten) hervorgebracht ... jedoch völlig ohne Koordination mit Vertrieb, Kundin oder geschweigeden Geschäftsführung. Diese wiederum, hat mit den neuesten Managementtechniken vesucht das Ruder herumzureissen. So haben zwölf MitspielerInnen in kürzester Zeit einen simplen Produktionsbetrieb in den Abgrund innoviert.

Das Design des Spieles legt also nahe, dass betreiblicher Erfolg, bzw. betriebliche Engpässe nur durch straffes Management zu lösen sind. Und Innovation sozusagen nur die Kür nach erfolgter Pflicht sein kann. Gut also, dass wir gescheitert sind, denn Erfolg in diesem Spiel würde bedeuten, dass Kreativität, soziale Verantwortung, eine Ökonomie der Aufmerksamkeit bzw. das Postulat der Wissensgesellschaft nur nachgereihte Faktoren des fordistischen Wirtschaftens sind.

Gibt es eigentlich Planspiele, die die Selbstverständlichkeit der Kür (also innovativer Prozesse) in den Mittelpunkt rücken?

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