Donnerstag, 21. August 2008

Weltuntergangsmaschine LHC

Schonwieder! Vor einigen Jahren hat uns Dan Brown in "Sakrileg" gezeigt, wie Weltverschwörung medientauglich inszeniert werden kann. Man erinnert sich: Die Physikonkel in ihren Cerner Erdtunnels haben Antimaterie geschaffen - das in falschen Händen fast den Vatikan (ja ganz Rom) in die Luft gejagt hätte. Und schon wieder CERN. Diesmal gibt der Large Hadron Collider den Anlaß den Weltuntergang in den nächsten 50 Monaten zu prognostizieren.

Das Szenario: Mit den großen Kollisionsenergien des LHC wird es möglich schwarze Mikrolöcher zu produzieren. Wenn diese dann A) nicht wie vorausgesagt zerstrahlen (Hawking), B) nicht genug Fliehgeschwindigkeit haben um der Erdanziehung zu entkommen und C) schneller Materie einfangen, als die jener Modellsimulationen von Neutronensternen, dann würde sich schwarze Löcher im Erdkern festsetzen und innerhalb von Monaten oder Jahren die Erde auf einen Materieklumpen in Tennisballgröße umwandeln.

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Am 10. September geht nun der LHC in Betrieb. Und im Vorfeld kocht der Streit zwischen LHC-Gegnern (z.B. Otto Rössler) und CERN (z.B. Gerard ’t Hooft) nocheinmal medial auf. Inzwischen wurde auch von zwei US-Amerikanern in den Staaten Klage eingebracht. Während es unwahrscheilich ist, dass ein US Bezirksgericht das Europäische Kernforschungszentrum zu stoppen vermag, scheint mir eine - dem Vernehmen nach gerade in Vorbereitung befindliche - Klage vor dem EuGh chancenreicher.

Weltuntergangsszenarios sind immer beides: Einerseits wenn sie als unmittelbar bevorstehend angekündigt werden, sind sie völlig unvorstellbar - und andererseits intuitiv glaubhaft, weil sie zu skizzieren vermögen, wie das sonsthin unklar gezeichnete, aber irgendwann sicher kommende Weltenende nun konkret aussehen könnte.

Und interessant auch: Bedenkt man welcher Schub an "Weltverstehen", Aufklärung und populärem Interesse an Wissenschaft die Teilchenphysik in den 80er und 90er Jahren mit den Versuchen am LEP wecken konnte, stellt sich die ganz allgemeine Frage, ob jetzt die Stürmer gegen den LHC nicht genau hier entgegenwirken und einen anti-aufklärerisch, wissenschaftsfeindlichen Reflex bedienen.

Beim LHC kolidiert vieles: Teilchenphysik mit Metaphysik, Fortschrittsglaube mit Technikangst, Journalistik mit Fiktion und Utopie mit Dystopie.

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