Donnerstag, 24. Juni 2010

Kino im Kopf

Die letzten beiden Frühabende habe ich als Statist verbracht. Diese Tage wird der Film die Trumann Show in einer fahrenden Strassenbahn neu inszeniert. Vom Film bleibt nur die Tonspur; die Videospur macht die echte Stadt im Blick durch das Bim-Fenster. Oliver Hangl hat damit wieder einmal von der Stadt Gebrauch gemacht und durch eine intelligente Intervention ein neues Erleben derselbigen ermöglicht. Schon als Statist ist das ein großer Spass. Und aus der Strassenbahn steigt das Publikum sichtlich verzaubert/berauscht aus. Fein.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Warum der ORF beschränkt gehört und die FuZo weiterbestehen soll.

Aus tiefster Überzeugung und als ehemaliger Radiopirat auch mit diesbezüglicher Konter-Erfahrung: Der ORF ist nicht der Nabel der Welt, er ist nicht das einzige österreichische Medium mit ordentlichen Redaktionen, und er ist nicht der einzige Medienbetrieb, der Qualitätsjournalismus betreibt. Diese Monopole sind gefallen! Übrigens aufgehoben vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Der war es, der Mitte der 90er Jahre erkannte, das auch Staaten wie Österreich ein wenig Medienvielfalt benötigen - und das die Abdeckung aller publizistischen Bedürfnisse durch einen staatsnahen Rundfunk kein Garant für die angestrebte Meinungvielfalt ist. In einem kommerziellen Medienumfeld bedeutet das im Klartext: Der ORF muss privaten Anbietern Platz am Markt lassen, damit diese entsprechende Medien - im Sinne einer pluralen Medienlandschaft - platzieren können.

Weil, man soll es nicht vergessen, der ORF ist - im Unterschied zur ARD, zur SRG oder gar zur BBC - ein zu tiefst kommerziell agierendes Medienhaus. Und als solches hat er verstanden seine Medienbündel entsprechend zu positionieren: Massenangebote im Zentrum, flankierende Abdeckung bei den Spartenangeboten und schließlich Minderheitenabdeckung mit Begleitmedien und Campaigning. Man vergesse nicht die Ausleger des ORF in Musikindustrie und jährlichen Festivalzirkus. Schon ganz schön viel Marktmacht. Man könnte in Anbetracht der umfassenden Präsenz des ORF auch von Marktversagen sprechen. Grund genug, hier und dort, den einen oder anderen Riegel vorzuschieben zu versuchen. Weil - wir erinnern uns - Mitte der 90er Jahre wurde bereits das Monopol durch den EGMR ausgehoben.

Jetzt wurden einige der Nischenmärkte für den ORF versperrt. Durchaus mit Augenmaß und in keinem Moment den ORF wirtschaftlich gefährdend (die Zerschlagung des ORF wünschen sich ja nur mehr wenige Stahlhelme unter den ZeitungsherausgeberInnen). Problematisch ist es, dass in einer dieser Nischen die hochgeschätzte FutureZone beheimatet ist. Eine Redaktion, die großartige Arbeit für Netzkultur, ICT und Onlinewirtschaft leistet - mit RedakteurInnen, die ihr Handwerk verstehen. Diese zu verlieren wäre ein publizistisches Desaster erster Güte.

Das AUS für diese redaktionelle Einheit muss man verhindern. Gefragt ist nun vor allem die Redaktion: Was wollen die RedakteurInnen der FutureZone? Die Solidarität ihrer UserInnen ist den FuZo's sicher! Solidarität die jedoch nicht mit einer Freikarte für den ORF als Ex-Monopolisten zu verwechseln ist. Da sollte man sich eine Differenzierung leisten.