Wir - ich bin Mitglied des Chors - stehen dabei ganz unterschiedlichen Menschen in den unterschiedlichsten Situationen gegenüber. Heute waren das:
- verwunderte Passanten entlang der Revue beim Esterhazypark
- in der U1 zwischen Taubstummengasse und Nestroyplatz
- vor dem Bahnhof Praterstern
- und vor dem Theater Nestroyhof
So komplett anders der Auftritt 15 Minuten später vor dem Publikum des Festivals Underground City 21. Erwarteten wir hier ein freundliches und aufgeschlossenes Gegenüber, so war die Enttäuschung groß. Ein sichtlich vom vielen "Underground" schon etwas gesättigtes Grüppchen (15 Personen), schaffte es gerade einmal bis zum Mittelteil unserer ohnehin sehr kurzen Performance. Man zog sich wieder in's Theater zurück.
Ein mehrdimensionaler Rückzug wir mir scheint. 1) Das Publikum hat sich in dessen Rolle bestätigt: Es konsumierte. 2) das traditionelle Setting der Aufführung wurde fortgeschrieben: Der Chor tritt auf die Bühne - das Publikum interagiert nicht (in diesem konkreten Fall durch erbrachte Wertschätzung oder artikulierten Widerspruch) und 3) die Veranstaltung bleibt hinter den eigenen Ansprüchen zurück.
Oder legt uns Thomas J. Jelinek, in seinem Statement auf der Veranstalter/innenhompepage bereits die Blaupause für ein "Verschwinden des Anspruchs" des so genannten Undergrounds nahe?
... Damit möchte ich neben dem virulenten thema des schwindens von öffentlichem raum mit dem auch das verschwinden eines untergrund-begriffs, (bzw. der widerständigkeit und gegenentwürfe) verbunden ist, auch einen anderen theaterbegriff positionieren, der weit über vorhandenes wie situationismus, aktivismus im öffentlichen raum oder stationentheater etc. hinausgeht und bewusst dem landläufigen aufsagen von auswendig gelerntem text in gebastelten kontexten in "sparten-kisten" gegenüber steht. ... (Thomas J. Jelinek)
Der Vorhang geschlossen, viele Fragen offen!
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