Freitag, 3. Juni 2016

Einmal kurz nach Florenz

Eineinhalb Tage Florenz dass ist ein knappes Programm. Hier die Tipps und Ratschläge für ein nettes Wochenende in der Hauptstadt der Toskana. Eigentlich reist man von Wien kommend idealerweise mit dem Nachtzug im Schlafabteil mit nettem Frühstück. Das sollte man jedoch zumindest zwei Monate im Voraus buchen. Wir haben das nicht getan und bekamen im Nachtzug nicht mal mehr einen Sitzplatz in der zweiten Klasse. Also Flug. Und das ist nur mit Zwischenstopps finanziell tragbar. Das bedeutet, dass eine ganz beträchtliche Zeit für die Flüge (in unserem Fall über Düsselsdorf und Bologna) drauf ging, Also Reisezug vorzeitig buchen!

Wohnen: Es gibt unzählige B&B, die schöne Zimmer in Zentrumsnähe anbieten. Mit 130,- für ein Doppelzimmer pro Nacht ohne Frühstück ist man dabei. Unsere geglückte Wahl fiel auf die Casa Rovai nahe des Domes. Frühstück gibt es Stilecht in einer der unzähligen Bars, indem man einen Kaffee und ein Croissant nimmt. Würde man noch eine rauchen wäre es absolut “italissimo”.

Sehenswürdigkeiten: Einen Blick auf die Stadt sollte man schon werfen. Dazu eignen sich die Gärten am gegenüberliegenden Arnoufer ebenso, wie der Parkplatz “Piazza Michelangelo”, der mit der Buslinie 13 bzw. 12 zu erreichen ist. Die gesamte Altstadt ist eine einzige historisches Sehenswürdigkeit. Praktisch ist dabei, dass alle Orte in Gehreichweite sind. In unserem Fall haben wir uns angesehen: Ponte Vecchio (die mit den Goldschmieden drauf), den Palazzo Vecchio (Sitz der Medici), die Uffizien von aussen. Dom, Baptisterium, Maria Croce, San Michele ebenso in Aussenansicht. Sehr schön ist ein Ausflug mit dem Bus 7 in das in den umgebenden Hügeln gelegene Fiesole. Von dort gibt es einen schönen Blick über die Stadt bis weit in die Toskana hinein.




Essen: Das war das Zentrum der Reise. Nach dem erwähnten knappen Frühstück, isst man Mittags in der Osteria. Man läßt sich Kaltes über die Theke reichen und isst im Stehen, oder setzt sich entlang der Regale auf Hocker. Mit dabei sollen immer crostini di fegato sein. Geröstetes Brotscheiben mit einer Farce aus Hühnerleber, Kapern und frischen Kräutern. Und dann läßt man sich entweder Salami, Schinken und Käse auf einer piatta misti in Affettati (Scheiben) aufschneiden, oder man läßt sich herrliche Sandwiches entweder in einem Schiacciata (florentinische Focacciavariante) oder im ungesalzenem Pane Sciocco zubereiten. Zweiteres Brot ist dermaßen Fad - weil ungesalzen - das viel Platz für die herrlichen Wurst und Schinken bzw. Käse bleibt. Etwas besonderes ist die finocchiona (Fenchelsalami) und der in der Toscana beliebte pecorino man bekommt ihn stagionato (gereift) oder fresco (frisch). Man vergesse  dabei nicht das hervorragende DOP-Olivenöl, dass hier serviert wird.Die Kürze des Wochenendes ließ dann nur den gezielten Besuch von zwei Osterias zu:

  • Hinter dem Dom ein paar Strassen auswärz befindet sich die Bar/Osteria Buffalo Trippone. Auf den 12 qm finden locker 10 Schinken, 300 Weinflaschen, eine vollgeräumte Theke, zwei Wirtsläute und 8 Gäste platz. Gegessen wird - wie üblich - auf einem halb freigeräumten Regalfach. Man würde wirklich gerne Italienisch können in dieser Situation - den der Schmäh rennt hier wie der Chianti.

  • Nahe der Piazza San Marco, einige hundert Meter von der Markthalle (nicht toll) entfernt haben einige Youngsters die sanfte Neuinterpretation der Osteria mit dem Sandwichic gewagt. In einem alten Kurzwarengeschäft zaubern die Jungs ca. 40 Varianten von Sandwiches (auch auf Basis von ungesäuertem Brot oder Focacchia). Da gehts auch mal süßsauer mit selbstgemachter Kastanienpaste und Marmelade zu pecorino oder prochiutto. Und als echtes Bobo-Lokal werden dann auch noch Craft Biere, 3rd-wave Coffee angeboten.
Warum in den Osterias immer Plastikbesteck und manchmal auch Plastikbecher gereicht werden, war uns unergründlich. Vielleicht ja ein Auswuchs einer Hygienebestimmung.

Ganz auf Tipps von Facebookfreunden (Danke Georg Brockmayer, Danke Florentinische Freundin von Sonja Ziegelwagner) haben wir uns bei der Auswahl der Trattorias am Abend.

  • Weniger Touristen und mehr FlorentinerInnen begegnet man auf der äußerst heimeligen Piazza Santo Spirito. Geht man vorbei am urbanen OpenAir Lindy Hop Contest und den vielen Bobos die mit einer Schachtel Pizza und einer Flasche Chianti eben mal ihr Fixi an den Brunnen lehnen um den Tag hier tratschenderweise ausklingen zu lassen, hinten in’s Eck des Santo Spirito, findet man den besagten Freundestipp aus dem Internet - die Osteria (es ist mehr) Santo Spirito. Mögen hier selbstgemachte Teigwaren ja eher die Regel sein, mir machen sie noch immer ungewohnte Gaumenfreude. Die Dicken Nudeln in den Spaghetti alla Chiatarra con Vongole veraci waren dann ebenso perfekt# wie die Tagiatelle con Peperoni Gialli Marinati e Cozze. Zwei einfache Gerichte serviert auf abgeschlagenen Tellern würden eigentlich nicht so begeistern - es sind die Qualitäten der Zutaten die Essen in Italien oft so hervorragend macht.

  • Den Tagesausflug nach Fiesole haben wir idealerweise gleich nahe der Busstation des 7ers in der Via XXVII Aprile im Fuoco Matto beendet. Grill und Pizzeria nennt sich das Restaurant - und es ist beides auf äußerst erfreulichem Niveau. Am besten setzt man sich an die Theke mit Blick in den Küchenbereich. Dort kann man einem buntem Küchenteam bei der konzentrierten Arbeit zusehen. Das macht Spass. Ebenso wie das Essen. Hier empfiehlt es sich das dry aged Bistecca alla fiorentina grillen zu lassen. Gemeinsam mit einer Zwiebelfarce serviert ist das hier eines der zartesten Fleischerlebnisse, die ich bis dato hatte. Ebenso unvergleichlich die Pizzen bei Fuoco Matto: Der Büffelmozzarella wird gerissen, feines Olivernöl verwendet und allerlei regionales Gewürz verwendet. Der Boden kannˋs auch.

Wie man dem kleinen Bericht entnehmen kann, ist man gut beraten in Florenz sich dem lokalen Essen anstatt dem Warten in ewig langen Museumsschlangen hinzugeben. Ich freue mich schon auf eine dementsprechenden Landpartie durch die Toskana demnächst.

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